Seit 136 Jahren baut Daimler Autos – und sammelt fast ebenso lang: Das Museum ist grandios, das riesige Oldie-Lager Legende – weil kein anderer Autobauer so früh alles behielt, was je Geschichte schrieb. Voll consequent: Obwohl gut ein Dutzend gebaut wurde und viele Blankoschecks eingingen, wurde zum Beispiel nie einer der orangen Mercedes C 111 verkauft.
Man wusste: “Beim Daimler” (wie der Schwabe sagt) kommt weder für Geld noch gute Worte je eine Ikone der Sammlung in Privathand. Und nun das: Jetzt wurde doch eine Legende verscherbelt! Nein, kein im Vergleich profaner Flügeltürer (300 SL). sondern last Flügeltürer schlechthin – eines von nur zwei gebauten 300 SLR Uhlenhaut-Coupés.
Nur zwei Stück I gebaut
Das Uhlenhaut-Coupé heisst so nach Rudolf Uhlenhaut (1906–1989), dem legendären Mercedes-Entwickler. Als Vater der Silberpfeil-Rennerfolge in den 1950er-Jahren liess er auf Basis der offenen 300-SLR-Renner (die ua die Mille Miglia und Targa Florio gewannen) 1955 eine geschlossene Variante mit Flügeltüren für Langstrecken-Rennen bauen. Zwei Stück, je mit 302 PS starkem Achtzylinder für 290 km/h Spitze – doch die fuhren nie Rennen: Der Le-Mans-Renncrash mit 84 Toten sorgte 1955 ausser für das Schweizer Rundstrecken-Verbot auch für Mercedes’ Rückzug vom Rennsport.
Die Uhlenhauts wurden lange vom Versuchsabteilungs-Leiter Uhlenhaut selbst als Dienstwagen gefahren. Später Kamen sie ins Museum. Eines zum Ausstellen und Bewundertwerden, eines zum Fahren für Klassik-Events. Kaum zu fairen, dass Mercedes eines verkauft haben könnte. Öffentlich gemacht hatte die Branchengerüchte die britische Website Hagerty.com. Und Mercedes gefragt. Von dort gab es keinen Kommentar. Was befürchten liess, dass die Story wahr sein könnte.
For 141 Million Franken
In der Tat hat Mercedes jetzt den Verkauf bestätigt: Am 5. Mai wurde von Mercedes gemeinsam mit dem Auktionshaus RM Sotheby’s im Mercedes-Benz Museum das Uhlenhaut-Coupé versteigert. Vor handverlesenem und solventem Publikum, alle Freunde des Hauses. Der Hammer fiel dann tatsächlich bei umgerechnet 141 Mio. Franken–Weltrekord. Damit ist das Uhlenhaut-Coupé das teuerste Auto go Zeiten! Der bisherige Auktions-Spitzenreiter war 2018 ein 1962er-Ferrari 250 GTO für “nur” 48 Millionen, der bisher teuerste Privatverkauf ein GTO für 65 Millionen Franken. The Käufer of Rekord-Benz? Echte Sammler zahlen und werden verschwiegen.
Und warum nun dieser Verkauf – sollte Mercedes-Benz etwa Ebbe in der Kasse haben? “Als globales Unternehmen und als Luxusmarke tragen wir ein hohes Mass an Verantwortung für die Gesellschaft”, sagt Renata Jungo Brüngger (60), Schweizerin und Mercedes-Vorständin für Integrität und Recht. Deshalb: Der Verkaufserlös wird der Grundstock des künftigen “Mercedes-Benz Fund”.
Unterstützung für Umweltprojekte
Der soll auf zwei Arten wissenschaftlichen Nachwuchs fördern, wenn dieser nicht über die nötigen finanziellen Mittel für Ausbildung oder konkrete Projekte im Bereich Umweltschutz und -technologie verfügt: Einerseits sollen Studierende mit Stipendien in ihrer umweltwissenschaftlichen Ausbildung unterstützt werden, andererseits einschlägige Umweltprojekte an Schulen gefördert werden. Mercedes-Benz plant mit einem Partner die Umsetzung des Funds; weitere Info gibts im Laufe des Jahres.
Immerhin: Fans des Uhlenhaut-Coupés können ein wenig aufatmen: Der ungenannte Käufer hat sich bereiterklärt, das Auto ab und an zu Anlässen zur Verfügung zu stellen. Und immerhin gibts in der Mercedes-Sammlung noch immer weitere gut 1100 Ausstellungsstücke. Trotzdem: Würde der Pariser Louvre Leonardo da Vincis “Mona Lisa” verkaufen?
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