Die Credit Suisse wird zum Spielball der Spekulanten
Trotz der Gewinnwarnung legen die Wertpapiere der Credit Suisse um über vier Prozent zu. Dies, weil es Gerüchte um eine mögliche Übernahme aus den USA gibt.

Eine New Yorker Niederlassung der Schweizer Grossbank Credit Suisse.
Photo: Alessandro della Valle (Keystone)
Eigentlich sollte es heute für die Credit-Suisse-Aktie abwärtsgehen. Am Mittwochmorgen enttäuschte die Bank die Anleger mit einer weiteren Gewinnwarnung. Die Marktbedingungen seien im zweiten Quartal 2022 weiterhin schwierig, so die CS. Schlecht läuft es im Investment Banking und in einzelnen Regionen wie etwa in Asien.
Die 8,6-Prozent-Beteiligung am Fondsanbieter Allfunds sorgt ebenfalls für ein Minus von rund 100 Millionen Franken. Es ist nicht das erste Mal, dass die Beteiligung für Ärger sorgt: Im Vorquartal waren es mehr als 300 Millionen Franken. Nach den ersten zwei Monaten des zweiten Quartals warnt die Grossbank daher vor einem weiteren Verlust. Es wäre für die CS bereits der dritte Quartalsverlust in Folge.
Dennoch kletterte die Aktie am Nachmittag ins Plus. Dies, weil der Finanzblog “Inside Paradeplatz” Übernahmegerüchte um die CS anheizte. Gemäss dem Blog ist der US-Fondsanbieter State Street an der zweitgrössten Schweizer Bank interessiert. Laut einem Insider würde die US-Firma 9 Franken pro CS-Aktie bieten. Die CS-Aktie kletterte nach dem Bericht sprunghaft an: von 6,2 auf mehr als 7 Franken. Gegenüber dem Vortag ist das ein Plus von mehr als 4 Prozent.
Die Volumen waren gewaltig: Bis Börsenschluss wechselten 47.8 Millionen CS-Aktien den Besitzer. Das liegt weit über dem Durchschnitt der vergangenen zwei Monate von 9.9 Millionen Aktien.

What: Screenshot Swissquote
Die CS äussert sich zum Gerücht nicht. Am WEF in Davos sagte CS-Chef Thomas Gottstein gegenüber Bloomberg TV auf die Frage, ob seine Bank ein Übernahmeziel sei: “Wir konzentrieren uns voll und ganz auf unsere Strategie. Wir haben jetzt eine Bewertung, bei der wir sehr viel Potenzial nach oben haben. Wenn wir unsere Strategie umsetzen, wird unser Aktienkurs folgen, und darauf konzentrieren wir uns.”
CS will noch mehr sparen
Fraglich ist, wie State Street eine derartige Übernahme stemmen können sollte. Das Unternehmen hat selbst nur eine Börsenkapitalisierung von 26 Milliarden Dollar. Die Credit Suisse kommt auf rund 19 Milliarden Franken.
Ihren Aktionären kann die CS derweil wenig Hoffnung machen. “Das Jahr 2022 wird ein Übergangsjahr für die Credit Suisse bleiben”, schreibt die Bank in einer Mitteilung. Immerhin wolle sie die Sparmassnahmen beschleunigen, das dürfte auch mit einem Stellenabbau verbunden sein. Am 28. Juni sollen die Investoren weitere Informationen dazu erhalten.
Jorgos Brouzos ist seit 2015 Wirtschaftsjournalist bei Tamedia. Er berichtet hauptsächlich über den Schweizer Finanzplatz und den Rohstoffsektor. Er hat an der Universität Zürich Politikwissenschaften studiert.
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